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Navigation mit dem Palm
By oliver | Dezember 9, 2007
Navigation auf einem Palm ist mittlerweile eine recht eintönige Sache geworden. Zu TomTom gibt es keine nennenswerte Alternative mehr, nachdem DigiMap von Navigon aufgekauft und in den Giftschrank verbannt wurde.
Eine, wenig beachtete Alternative gibt es aber noch: Garmin Mobile XT. Soft- und Hardware sind verhältnismäßig teuer (360 Dollar für den Empfänger incl. komplettem Kartenmaterial Europa), technisch aber über jeden Zweifel erhaben – und spielen ganz eindeutig in einer anderen Liga als zB. TomTom6.
Die letzten paar Tage habe ich damit verbracht, mit der Software herumzuspielen und bekannte Strecken (Zuhause – Arbeit – Freunde) abzufahren. An diesem Wochenende stand der erste “richtige” Test an: Besuch des Weihnachtsmarktes in Wiesbaden. Was lag also näher, das Auto mit PDAs vollzupflastern?
(Als unabhängigen Dritten hab’ ich mein neu zum Leben erwachtes Navigationsgerät von Medion mitgenommen).
Um es kurz zu machen: Ich hätte mit allen Navigationslösungen problemlos zum Weihnachtsmarkt und auch wieder nach Hause gefunden; Unterschiede beim Routing gab es praktisch keine (Mobile XT hat mit ein paar spitzen Abbiegungen auf der Strecke kleine Probleme gehabt, die man aber mühelos erkennen und vermeiden konnte). Unterschiede in der Bedienung gibt es aber reichlich:
Angefangen bei dem optisch gefälligen und sehr aufgeräumten Hauptmenü von Garmin Mobile geht die Eingabe eines Zieles schneller und irgendwie auch angenehmer als bei TomTom vonstatten.
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Bei der Navigation merkt man, daß Garmin Mobile darauf optimiert wurde, den Fahrer so wenig als möglich abzulenken. Daraus resultiert zum Einen, daß nur die allernötigsten Informationen angezeigt werden, währen man bei TomTom mit Daten erschlagen wird:
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Zum anderen merkt man es daran, daß Garmin Mobile die einzige Navi-Software für den Palm ist, die im Hintergrundbetrieb weiterlaufen kann! So geht die Navigation auch weiter, wenn sich der Palm automatisch abschaltet oder man in eine andere Anwendung wechselt. Wahlweise kann man bei einer anstehenden Richtungsänderung in der aktuellen Anwendung bleiben und hört dann nur die gesprochene Abbiegeanweisung oder bekommt eine Übersichtskarte angezeigt, auf der die anstehende Fahrstrecke zu sehen ist. Diese Funktion war vorher den Besitzern eines Garmin IQue vorbehalten, auf einem “normalen” Palm war das bisher nicht möglich. Es ist am Anfang etwas ungewohnt, wenn sich der Palm einfach abschaltet, er routet aber tatsächlich weiter und meldet sich wieder, wenn ein Richtungswechsel ansteht. Für andere Ansagen (“Fahren sie die nächsten x Kilometer geradeaus”) schaltet sich nichtmal mehr das Display ein. Glücklicherweise lässt sich zusätzlich ein Signalton einschalten, der vor der Ansage dezent bimmelt – bei den ersten paar Routenanweisungen aus heiterem Himmel bin ich vorher richtig erschrocken 😉
Die automatische Abschaltung lässt sich natürlich auch deaktivieren, dann merkt man vom Hintergrundbetrieb nichts… Ungewohnt ist die Notwendigkeit, die Software mit “Beenden” verlassen zu müssen. Drückt man einfach den “Home”-button, bleibt die BT-Verbindung zum GPS-Empfänger bestehen die Navigtion läuft weiter!
Im Vergleich zu TomTom6 gefällt mir Mobile XT von Garmin in fast allen Punkten deutlich besser – auf mich wirkt alles irgendwie aufgeräumter und simpler. Wenn die Soft- und Hardware nur nicht so teuer wären…
Noch ein paar Details am Rande:
- Der dbcache des TX läuft mit Garmin Mobile am Limit – gelegentlich ist vor dem Starten ein Softreset nötig, um ausreichend dbcache freizuräumen (das ist bei TomTom6 aber auch nicht viel anders)
- die komplette Europakarte (incl. einiger osteuropäischer Staaten) ist rund 1,5 GB groß – mit der beiliegenden Software (Mapsource) kann man sich aber individuelle Kartenausschnitte erstellen lassen. Meine Demokarte (ein Radius von 250-300km Luftlinie um meinen Wohnort) bringt es gerade mal auf ca. 90 MB.
- Die Kartendarstellung ist bei Garmin schöner, dafür aber langsamer. Die Detailstufe lässt sich bei Mobile XT zwar verändern, Auswirkungen auf die Geschwindigkeit hat das aber offenbar nicht.
- Der Medion-Navigator ist auf der Autobahn, kurz vor Wiesbaden abgestürzt: Lesefehler von der SD-Karte. Nach einem Reset lief zwar alles wieder, ein ungutes Gefühl hab’ ich jetzt aber trotzdem -Â zumal sich SD-Karte als auch die Navigon-DVD als fehlerfrei erwiesen haben.
- Das eingestellte Ziel war “Wiesbaden, Marktstraße 10” (Für Insider: Das ist mitten in der Fußgängerzone, vor’m (Ex-)Havanna. TomTom hat bei der Zieleingabe durch ein Symbol angezeigt, daß ich da nicht mit dem Auto hinkomme, die Ansagerin von Navigon hat mir sogar gesagt, daß ich da nicht hinfahren kann – Mobile XT sind solche Kleinigkeiten egal – da wird stur bis vor die Haustür geroutet.
- Stromverbrauch: Der Treo war nach rund 3 stündigem Routing nahe an der Notabschaltung, der Medion PNA hatte etwa 20% eingebüßt (Der Akku ist aber erst einmal aufgeladen worden und wird vermutlich noch etwas besser, wenn er mal eingeritten ist), der TX hat – dank automatischer Abschaltung – weniger als 10% Akkuleistung verbraucht.
- Die gesprochenen Anweisungen sind bei Navigon am natürlichsten und werden flüssig (ohne die typischen kleinen Aussetzer) gesprochen. Auch wenn es eigentlich unnötig wie ein Kropf ist, gefällt mir auch, daß Navigon die Autobahnen mit Namen ansagt. Ein “Fahren sie jetzt bitte nach rechts auf die A643” klingt natürlicher als “Biegen sie jetzt bitte rechts ab und fahren sie dann auf die Autobahn”.
Zum Abschluß ein großes Dankeschön an die Fa. Medion, die mir ein (nicht mehr ganz aktuelles aber updatefähiges) Navigon auf Kulanzbasis(!) zugeschickt haben. Ein weiteres Dankeschön geht an Garmin USA, die mir ohne lange zu fackeln einen GPS-Empfänger, die Navisoftware und eine handgefertigte Demo-Karte zur Verfügung gestellt haben (während man es bei Garmin Deutschland nichtmal für nötig hielt, meiner diesbezüglichen Anfrage wenigstens eine Absage zu erteilen) und eine Entschuldigung an meine geneigte Leserschaft für die beschissenen Screenshots – mangels funktionierender Screenshot-Software hab’ ich die Displays abfotografieren müssen.
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Topics: Software | 2 Comments »
Dezember 11th, 2007 at 18:20
Anmerkung zum überladenen Bildschirm von TomTom:
die Angaben dort kann man unter “Eigenschaften -> Statusleisten-Einstellungen” einstellen bzw. abstellen. Dann ist man auch die Anzeigen los, die man nicht haben will.
koermit
Dezember 11th, 2007 at 18:29
Ja, weiß ich 🙂 Man erliegt aber ständig der Versuchung, sich den ganzen Kram anzeigen zu lassen – ebenso, wie man doch öfter auf die Kartendarstellung guckt, als eigentlich nötig ist. Von daher empfinde ich Garmin Mobile als “friedlicher” und weniger anstrengend, weil man nur was zu sehen bekommt, wenn es was zu sehen gibt 😉