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Besuch von der dunklen Seite der Macht
By oliver | Januar 23, 2011
Dieses Wochenende hatte ich ungebetenen Besuch von der dunklen Seite der Macht:
Nein, ich bin nicht schwach geworden
Eine Bekannte meiner Nr. 1 hat sich ein iPhone 4 aufschwatzen lassen (natürlich die 32GB-Variante) und scheiterte bereits daran, das Ding zu aktivieren und die wichtigsten Telefonnummern einzuspeichern.
“Oli kann ja mal danach gucken”, meinte meine Frau und brachte den Klassenfeind ins bis dahin beschauliche Heim.
Erste Hürde war die Aktivierung – nein, erste Hürde war, das Teil in die Hand zu nehmen und die Behandlung nicht von vorneherein abzulehnen
OK, Aktivierung. “Kein Problem”, dachte ich mir, iTunes hab ich ja auf dem Haupt-PC, um Playlisten mit Palm und Blackberry zu syncen. Dummerweise mag das iP4 meine iTunes-Version nicht. Ein Update kam nicht in Frage, da neuere iTunes-Versionen nicht mehr mit dem Pre syncen dürfen. Aber man hat ja genügend Hardware zur Verfügung…
Aktivierung war geschafft, Nr. 1 übte ihre Fingerfertigkeiten auf der virtuellen Tastatur, um die Kontakte der Bekannten einzugeben (Wenn man bedenkt, dass Sie normalerweise Smartphones boykottiert, hat sie das eigentlich ganz flot hinbekommen…) und ich habe derweil schonmal die Kamera scharf gemacht, um ein paar Vergleichsfotos zu machen.
Erster Eindruck: Das iPhone ist ein Klotz. Schwerer, größer und kantiger als der Pre. OK, das Gewicht kommt wohl eindeutig von der benutzten Materialien: Glas und Metall ist unbestritten schwerer als Plastik An die Dimensionen des iPhones kann man sich auf gewöhnen; bei näherer Betrachtung ist das iPhone eigentlich nur länger; die Breite ist gleich. Was auffällt ist, dass das Display des iPhones nur unwesentlich größer als das des Pre ist und nicht im gleichen Verhältnis mit dem Gehäuse mitgewachsen ist. Das Display des iPhones ist aber über jeden Zweifel erhaben:
Während man beim Pre bei geringer Vergrößerung schon einzelne Pixel erkennen kann (obwohl ich die Auflösung im Verhältnis zur Displaygröße als vollkommen ausreichend empfinde)…
…ist das beim iPhone nicht möglich. Selbst bei stärkerer Vergrößerung ist es praktisch unmöglich, einzelne Pixel zu erkennen. Dadurch wirken natürlich auch die Schriften und die Icons extrem fein und detailliert. Wirklich sehenswert
OK, die Vorzüge des iPhones hätten wird durch, kommen wir zu den Dingen, die mich (immer noch) stören und das iPhone für mich (immer noch) unattraktiv machen:
Das Userinterface des iPhones taugt nix. Mag sein, dass ich mittlerweile von WebOS verwöhnt bin, aber die Art und Weise, wie beim iPhone das Multitasking realisiert wurde, ist nicht nur unpraktisch, es ist sogar dämlich:
Beim iPhone gibt es nur den Launcher als zentrale Instanz, nach Druck auf den “Home”-Button landet man auch wieder dort. Welche Programme jetzt noch laufen oder beendet wurden, kann man – im Gegensatz zu WebOS – nicht ohne weiteres erkennen. Vielmehr muss man den “Home”-Button zweimal kurz drücken, um in einer Leiste am Boden des Bildschirmes die Icons der laufenden Anwendungen angezeigt zu bekommen. Was diese Anwendungen gerade machen, sieht man dabei nicht.
Bei WebOS ist man jederzeit im Bilde, welche Anwendungen noch laufen und was diese gerade machen (sofern sie nicht angehalten werden, wenn man in die Kartenansicht wechselt).
Auch das Schließen von laufenden Anwendungen ist wenig intuitiv: Bei WebOS wischt man die Anwendung einfach nach oben vom Bildschirm. Beim iPhone muss man erst den Taskmanager öffnen (zweimal auf “Home” drücken), dann einen langen Tap auf die zu Schließende Anwendung. Die Icons der laufenden Programme fangen daraufhin an zu wackeln und erhalten ein kleines “Minus”-Zeichen in der linken oberen Ecke. Ein Tap auf dieses “Minus” schließt endlich die Anwendung. Sicherlich nur eine Frage der Gewöhnung, intuitiv ist das aber wirklich nicht.
Schlimm ist auch die Umgewöhnung, wenn man WebOS gewöhnt ist, und einfach ein Menü oder eine Einstellungsseite verlassen will. Unter WebOS genügt hierfür ein Wischen neben dem “Home”-Button – was beim iPhone natürlich nicht funktioniert.
Persönliches Fazit:
Die Hardware des iPhone 4 ist über jeden Zweifel erhaben, sieht gut aus, fühlt sich wertig an und hat keinerlei Mühe, die meisten Apps ohne Verzögerung auszuführen. Dafür ist mir das Betriebssystem zu umständlich und unintuitiv. Es ist natürlich nicht alles schlecht: Die virtuelle Tastatur ist nicht so mies, wie man das als Tastaturfanatiker befürchtet (blind schreiben geht natürlich nicht) und das allseits bemängelte Antennenproblem konnte ich jetzt auf die Schnelle auch nicht reproduzieren.
Auf der anderen Seite ist die Hardware des Palm Pre definitiv nicht mehr auf der Höhe der Zeit (sofern sie das jemals war), selbst mit massiver Übertaktung (mein Pre taktet je nach Anforderungen zwischen 500Mhz und 1 Ghz) gibt es hier und da Gedenksekunden und nicht nachvollziehbare Hänger. Insbesondere das Speichermanagement lässt hier und da stark zu wünschen übrig und führt seinerseits wieder zu Zwangspausen und Störungen, die sich auch mit massiven Eingriffen in den Kernel nicht gänzlich ausmerzen lassen. Dafür ist das Userinterface einfach unübertroffen genial.
Die Hardware des iPhone mit WebOS hingegen wäre ein echter Knaller…
Kleine Anekdote am Rande: Meine neunjährige Tochter ist das einzige Familienmitglied, dass an meinen PDAs und Smartphones ein reges Interesse hat (und gelegentlich versucht, mir das eine oder andere Gerät aus den Rippen zu leiern). Bei meinen Streifzügen durch die softwaremäßigen Innereien des iPhones entstand folgender Dialog:
Tochter [zeigt auf das iPhone]: “Was ist denn das?”
Ich [ihr das iPhone vor die Nase haltend]: “Das ist ein nagelneues iPhone 4”
Tochter [mit ihrem “Räum Dein Zimmer auf”-Blick]: “Fass ich nicht an!”
Keine Ahnung, wo sie das schon wieder her hat
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Topics: Allgemein | 3 Comments »
Januar 24th, 2011 at 14:31
Vielleicht liegt die Abneigung zu Apple Produkten ja in den Genen?
Januar 24th, 2011 at 15:15
Eigentlich nicht. Ich war ja auch mal das, was man gemeinhin als Apple-Fanboy bezeichnet. Hatte vom Apple II angefangen fast alles von denen (Ok, keine Lisa und keinen Pippin), bis ich ein paarmal von denen gef**kt wurde. Irgendwann war der Hals dann dick genug und meine Liebe zu Apple jäh beendet. Der Mac-Cube war mein letztes Apple-Produkt – habe auch nur noch die Newtons und einen Ur-Mac behalten… Es ist also eher unbewusst anerzogenes Verhalten als eine genetische Vorbelastung 😉
Dezember 26th, 2013 at 15:55
[…] hat das Ganze 2011, als ich kurzzeitig ein iPhone 4 zu Besuch hatte. Damals habe ich erstmals Vergleichsfotos zu meinem damals verwendeten Palm Pre […]