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Schön war die Zeit – good bye, webOS

By oliver | Oktober 30, 2011

Zwei Jahre lang hatte ich erst einen, dann mehrere Palm Pre in Benutzung. Zwei Jahre lang war ich vom Konzept des Betriebssystems begeistert (bin ich eigentlich immer noch) und habe manchmal mehrmals am Tag den AppCatalog und Preware nach neuen Apps für dieses tolle Stück Technik durchforstet. Ebenso habe ich mich zwei Jahre immer mal wieder über die bescheidene Unterstützung durch Palm und später HP geärgert. Irgendwie wussten wir alle, dass wir das beste Smartphone-OS hatten, aber HPalm bei der Vermarktung einfach nicht in die Gänge kam – denn so toll webOS auch war; die Hardware war es nicht.

Jetzt sind zwei Jahre um, Palm wurde von HP geschluckt und HP hat vor kurzem die Restbestände an webOS-Hardware zu Schleuderpreisen quasi weggeworfen. Wie es momentan aussieht, ist damit auch das Ende von webOS als Betriebssystem in greifbarer Nähe – zumindest hat sich bis jetzt kein Hersteller gefunden, der webOS lizenzieren und auf aktuellere Harware portieren will.

Als sich diese Entwicklung abzuzeichnen begann habe ich mir vorgenommen, nicht noch einmal an einer sterbenden oder toten Plattform festzuhalten; das habe ich schon zu oft erlebt und zu oft einem Gerät die Treue gehalten, das vom Hersteller längst abgehakt war und nur noch von einigen enthusiastischen Software-Entwicklern und Hardware-Bastlern am Leben gehalten wurde. Da waren unter anderem die LXe von HP, die Apple Newtons, Psion Serie 3 und Serie 5 und schlußendlich PalmOS. All diese Gerätschaften habe ich noch benutzt, als die Karawane längst zu anderen Ufern aufgebrochen war und nur meine eigene Sturheit und ein rational nicht erklärbares Verbundenheitsgefühl (Auch als “Fanboyism” bekannt) mich vom Wechseln abgehalten hat.

Mit webOS sollte sich dieses Trauerspiel ausnahmsweise mal nicht wiederholen, obwohl die Alternativen aus verschiedenen Gründen nicht wirklich erstrebenswert erschienen:

Windows Mobile hatte ich schon gehasst, als es noch “WindowsCE” hieß – WinMob 5 und 6 waren auch nicht besser… und bei Windows Phone 7 hat mich schon der Startbildschirm davon abgehalten, mich näher damit zu befassen. Wer sowas entwirft, frisst auch kleine Kinder.

Apple iOS schied aufgrund persönlicher Aversionen auch aus. Der Apple Newton war zwar einer meiner ersten PDAs (wenn nicht sogar mein erster richtiger PDA), durch diverse Probleme in der Vergangenheit (Mac Cube) mache ich seitdem einen großen Bogen um Apple-Hardware. Zugegeben, das Zusammenspiel der Apple-Produkte ist ziemlich einzigartig, ich habe aber keine Lust mehr, mich mit einem Konzern abzugeben, bei dem der Kunde nur so lange erwünscht ist, bis er sein Geld (VIEL Geld) gegen ein Lifestyle-Produkt eingetauscht hat.  Diese unangenehme Erfahrung musste ich zweimal machen, ein drittes Mal wird es nicht geben.

Bleibt Android übrig. Google hatte sich mit seinem selbstgebauten OS innerhalb kurzer Zeit einen beachtlichen Marktanteil zwischen den etablierten Betriebssystemen gesichert und diverse Hardwarehersteller standen hinter Android. Zukunftssicherheit und eine breite Hardwareauswahl war also kein Problem. Dummerweise habe ich mich nie ernsthaft mit Android befasst (mein erster und letzter Kontakt fand zum Erscheinen des HTC G1 statt) – schließlich hatte ich ja die ganze Zeit das beste Smartphone-Betriebssystem, das es gibt – wozu also über den Tellerrand schauen? Durch einige glückliche Fügungen bekam ich für zwei Wochen ein HTC EVO 3D als Testgerät zur Verfügung gestellt; genau zu dem Zeitpunkt, an dem ich mir darüber klar wurde, mit webOS auf ein totes Pferd gesetzt zu haben. Das Timing war also perfekt und ich offen für was Neues 

 

Android an sich ist in Sachen “Bedienbarkeit” ein herber Rückschritt,wenn man von webOS kommt; vieles funktioniert anders oder gar nicht, was man bei webOS gewöhnt war. Schnelles wechseln zwischen mehreren Apps “flutscht” auch nicht mehr so intuitiv wie vorher. Schnelles Ändern oder Erweitern von Systemfunktionen durch Patches gibt es bei Android auch nicht. Will man was geändert haben, bleibt bei Android nur das Flashen eines angepassten Roms. Kurz gesagt: Alles ist irgendwie umständlicher und unintuitiver. Warum sollte man also webOS zugunsten von Android verlassen? Ganz einfach: Es gibt für jeden Scheiß mindestens eine App im Android-Market. Während man bei webOS täglich in den AppCatalog geschaut hat, um ja nur keine App-Neuveröffentlichung zu verpassen (und zu oft für einen bestimmten Anwendungszweck keine passende App gefunden hat), wird man bei Android mit der Fülle an Apps schier erschlagen. Für jeden noch so abwegigen Anwendungszweck gibt es eine App (meistens sogar mehrere, die den gleichen Zweck erfüllen) – mir ist bisher noch kein Anwendungsszenario eingefallen, zu dem ich keine passende Anwendung gefunden habe. Und das ist es letztendlich, was ein Smartphone-OS ausmacht. Was nützt mich das beste OS am Markt, wenn es nur noch von einer Handvoll Entwicklern unterstützt wird. Vergleichbar ist das Ganze mit dem Kampf zwischen VHS und Video 2000. Damals hatte das eindeutig schlechtere System gewonnen… aber die, die auf Video 2000 gesetzt hatten, waren am Ende die Gelackmeierten, weil immer weniger Filme in “ihrem” Videoformat auf den Markt gekommen sind.

 

Es ist schade, dass es so gelaufen ist; vor zwei Jahren hatte ich webOS noch eine grandiose Zukunft prophezeit und gewünscht. Von Palm war man ja schon einige katastrophale Fehlentscheidungen gewöhnt, von HP hätte ich aber nicht erwartet, dass sie die Kiste so gegen die Wand fahren und sowohl den – als äußerst loyal bekannten – Usern als auch den Entwicklern so vor den Kopf schlagen. Anfangs habe ich mich darüber schwarz geärgert – aber mittlerweile ist mein Zorn etwas verraucht. Ich bin mit meinem HTC Sensation weitestgehend zufrieden und mittlerweile habe ich nicht mal mehr einen Pre als Zweitgerät dabei – das Kapitel “webOS” habe ich soweit abgeschlossen.

Wer weiß, vielleicht passiert ja noch ein Wunder, webOS erhebt sich wie ein Phoenix aus der Asche und bekommt eine zweite Chance bei einem Hersteller, der Entwicklung und Vermarktung mit dem nötigen Nachdruck vorantreibt. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt – das Wunder sollte sich nicht mehr all zuviel Zeit lassen…

Leb’ wohl, webOS. Ich werde Dich (leider) nicht vermissen 


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